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Alright!

Anleitung zum Fröhlichsein

Ich schrieb neulich schon einmal: Man sollte auch in Gesellschaft traurig sein dürfen, vor allem (aber nicht nur) wenn der Anlass es gebietet.

Bei mir war es neulich aber anders herum: Ich hatte eigentlich allen Grund, fröhlich zu sein. Zuletzt gelang mir eigentlich sehr viel, an diesem Tag sogar alles, das Wetter war gut, gesundheitlich ging es bergauf. Ich wollte auch fröhlich sein (zu oft trauern ist auch nicht gut), war es aber nicht.

Also wurde ich aktiv und schreibe hier mal eine Anleitung auf. Die wird nicht jedem gefallen und vielleicht auch nicht immer funktionieren, hat sie aber bei mir in diesem Moment. Also:

Anleitung zum Glücklichsein nach Aventurer, 2024:

  1. Höre ein wenig melancholische Musik, zum Beispiel diese zwei Songs.
  2. Vergieße dabei ein paar Tränen (wichtig!)
  3. Horche in dich hinein und schreibe alles auf, was dich derzeit wahrscheinlich traurig macht.
  4. Schreibe dann alles auf, was an diesem Tag gut war. Stelle überraschend fest, dass das sogar teils identische (aber anders herum interpretierte) Punkte sein können wie die negativen, die du just davor runtergeschrieben hast.

Wenn dann an diesem Tag auch noch einiges anderes gut lief und du gut zu dir selbst warst, behaupte ich, ist die Chance hoch, dass du fröhlich schlafen gehst. Ich hatte heute zudem eine Präsentation erfolgreich hinter mich gebracht, hatte viel Bewegung (Sport) und mir selbst ein neues Rezept gekocht, also für meine Verhältnisse überdurchschnittlich gesund gegessen.

Im Zweifel einfach mal ausprobieren!

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Right

Nur zwei Songs

Was für eine wunderbare Band war eigentlich Roxette. Damals hielt man sie für selbstverständlich. Sie hatten diesen Durchbruch mit „The Look“ und dann waren sie ein paar Jahre einfach da. Mit diesem unverkennbaren Stil, ich würde ihn mal Gitarrenpop nennen. Drei, vier Alben lief das richtig gut, dann war die Story auch auserzählt. Was mir heute einfiel und was die Gruppe so bemerkenswert macht: Da sind zeitlose Klassiker darunter, an die man sich aktiv gar nicht mehr erinnert. „Queen of Rain“ fiel mir heute ein. Einfach nochmal reingehört, neu entdeckt. Ein wunderbarer Song, wenn man gerade eh irgendwie melancholisch ist. Aber was erzähle ich euch, das wisst ihr ja alles, die ihr damals schon dabei wart. Hört durchaus noch mal rein, das ist alles ziemlich gut gealtert!

Und dann gibt es Künstler:innen, bei denen es anders herum ist. Deren Songs mich nie so richtig gepackt haben, auch wenn sie handwerklich in Ordnung waren. Einfach nicht mein Geschmack. Bei Natalie Merchant war es so. Konnte ich nie viel mit anfangen, habe ich dann irgendwann nicht weiter verfolgt, die Karriere. Und damit diesen wunderbaren Song verpasst, der bereits 2003 herauskam. Den mir Spotify dann gestern zufällig aufs Ohr geschickt hat. Manchmal funktionieren diese Algorithmen dann doch. Gibt es wohl schon KI-Tools, die das Ganze nochmal so richtig aufbohren und jeden Song nach deinem Geschmack entdecken, den du bisher verpasst hast?

Okay, „Which Side are you on“ ist auch nur ein von ihr interpretierter Folksong, den viele schon einmal gesungen haben, darunter die Dropkick Murphys. Merchants Version gefällt mir aber am besten:

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Yeah

Im Sexshop

„Kann ich was helfen?“

„Ja, ich suche so Kleinigkeiten, die ich auf einer Party verschenken kann. Taschenmuschi oder Penisring oder sowas.“

„Taschenmuschis haben wir hier vorne“ (geleitet mich zum Regal). „Penisring musst du mal gucken. Gibt welche mit Vibration und ohne.“

Es ist Freitagmittag und ich besuche einen Sexshop in Bonn. Ich habe für den nächsten Tag eine Geburtstagsreinfeier mit Pubcrawl geplant, und will für die Sieger ein paar Geschenke springen lassen, für die Verlierer Trostpreise. Mir kam die Idee, das alles Sextoys werden zu lassen – mein Sinn für Humor. Es ist wenig los an diesem Mittag. Zwei in Schwarz gekleidete junge Frauen stehen vor dem Regal mit Lack und Leder, ein älterer Kunde informiert sich über Schulungsvideos und illustrierte Bildbände. Ich streife durch die Gänge, vermeide es, anderen Kund:innen direkt in die Augen zu schauen, gucke mal, was es so gibt. Und merke: Ganz schön teuer, dieser Kram. Dildos für 50-100 Euro, nachgebildete Vulven für 70. Da fällt dem Besitzer, einem freundlichen, älteren Mann, noch etwas ein:

„Ach so, und hier ist noch ein Regal mit Scherzartikeln, falls du sowas suchst. Hätte ich dir auch gleich zeigen können, habe ich vorhin nicht schnell genug geschaltet.“

Ich gehe zu dem Regal und bin im Paradies. Das ist alles genau das, was ich für die Party suche! Stellungswürfel, Aufblaspuppen, Eiswürfel-Bereiter in Penisform, 2 Riesenpenisse zum Aufblasen für ein Spiel (genannt Cock Fight), Kamasutra-Kaffeetassen, Feigenblätter… Herrlisch!

An der Kasse komme ich mit dem Besitzer noch einmal etwas genauer ins Gespräch – über das Thema Unternehmertum, Selbstständigkeit, politische Krise, die AfD. Er erzählt, dass er wegen der Bürokratie gleich vier Geschäftskonten brauche, die Abgabenlast immens sei. Deutschland sei einfach teuer und viele würden auch deswegen Protest wählen. Dass unter den AfD-Wählern die meisten Protestwähler seien, da sei er sich sicher. Er hatte mal überlegt auszuwandern, aber da, wo es schön sei, auf den Kanaren oder so, war es unbezahlbar gewesen. „Es muss sich doch mal was ändern in diesem Land“, sagt er. „Schon“, sage ich. „Aber was genau?“ Wir zucken beiden mit den Achseln.

Bestimmt eine Viertelstunde stehen wir da und reden. Seine Aushilfe verdreht die Augen. Schon nicht das, was man in einem Sexshop erwarten würde, aber so gut und unverkrampft habe ich mich schon lange nicht mehr mit jemandem unterhalten.

Über Politik und Wirtschaft. Worüber auch sonst.

*

Die Erkenntnis ist jetzt nicht gerade bahnbrechend, aber auch wenn KI uns wohl nicht alle ersetzen wird: Zumindest für Bilder zu Illustationszwecken wird sie das. Siehe auch dieses Blog. Seit aktuelle KI-Tools ganz anständige Bilder erzeugen kann, müssen es keine Stock-Fotos mehr sein, oder eigene Bilder. Teure Bilder von Fotografen sowieso nicht. Für alle, die ihre Texte irgendwie bebildern müssen, ist das Thema eigentlich jetzt durch. Mein neues Lieblingstool dafür übrigens: das minimalistische Ideogram.

Beispiel-KI-Bild

Und mich wundert eigentlich nur, dass die KI Bilder mittlerweile ziemlich gut hinbekommt (unsere Ansprüche sind da auch nicht gerade hoch), Texte aber noch nicht mal annähernd. Grammatikalisch richtig, stilistisch okay, aber inhaltlich meist alles falsch, was eine KI so produziert.

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Yeah

Gänsehaut vom Podcasthören

Die Geschichte ist so irre, dass man sie kaum glauben kann. Die RAF-Terroristin Daniela Klette wurde diese Woche in Berlin-Kreuzberg festgenommen, nach 30 Jahren im Untergrund. Und ein Podcast-Team um Deutschlands derzeit wohl besten Podcaster Khesrau Behroz hatte sie im Grunde schon kurz vor Weihnachten enttarnt. Das Team war sich aber nicht sicher und hat die Spur aus redaktionellen Gründen nicht weiter verfolgt. Denn der Podcasts sollte noch kurz vor Weihnachten raus. Da war nicht mehr Zeit, dem Ganzen noch weiter nachzugehen… Doch alleine schon der Weg dahin, die Recherche ist unfassbar spannend und teilweise kaum zu glauben. Ich hatte Gänsehaut beim Hören von Legion Most Wanted: Wo ist RAF-Terroristin Daniela Klette? Was ich mich bis heute frage, ist: Wer ist dieser Informant Sebastian? Ist er wirklich so vercheckt oder ist er ein V-Mann? Warum war Daniela Klette so unvorsichtig? War sie am Ende des Untergrunds überdrüssig?

Bild: ARD

Und wo wir eh schon bei Podcasts oder Audios sind. Heute habe ich ein interessantes Hörspiel ebenfalls in der ARD Audiothek gehört. „24-7: Mörderische Intrigen per Live-App“. Der verzogene, aber integer wirkende Benjamin streamt die Abschiedsfeier seiner Mutter live, die Chefin eines (RTL nicht unähnlichen) Medienhauses ist und die Nachfolge bekannt geben möchte. Benjamin geht davon aus, dass er der designierte Nachfolger wird, aber, nun ja… Dann überschlagen sich die Ereignisse, die Medienmagnatin verschwindet plötzlich von der Bildfläche, praktisch jeder im Saal hat ein Motiv und nicht nur Benjamin ist mit seiner Live-Reportage mittendrin. In Folge 2 wechseln die Rollen. Und plötzlich ist Benjamin der, der von einer Investigativjournalistin live gestreamt wird.

Ist letztlich übertrieben und so nicht ganz glaubwürdig, aber unterhaltsam gemacht. Die ARD-Politthriller-Reihe „Schlechte Gesellschaft“, in der „24-7“ erschien, scheint noch mehr solcher spannenden Geschichten zu haben. Bin auf beides übrigens via den turi2-Newsletter gestolpert. Noch weniger Zeit zum Fernsehen…

Bild: Audio Alliance, RTL, 11 Freunde

Und dann bin ich tatsächlich mit Zeigler & Köster schon durch, meine beiden treuen Begleiter der letzten Wochen. Ja, wirklich durch. Ich habe alle alten Folgen gehört. Mal beim Frühstück, mal beim Abendessen, mal zwischendurch… Eigentlich ein schnöder Talk-Podcast, aber einfach mit wunderbaren Hosts. Ich liebe ihre Sprachbilder, ihren Humor und ihre Integrität, für auch brisante Themen klar Stellung zu beziehen. Womit fülle ich jetzt die Zeit…

Bild: ARD-Sportschau

Vielleicht mit neuen Folgen von „Das Werder-Märchen 2004: Die Double-Saison reloaded„, die Matthias mir empfohlen hatte. Sein alter Kollege Moritz Cassalette arbeitet hier in quasi Echtzeit, nur 20 Jahre verschoben Werders letzte Meistersaison 2003/04 noch einmal auf. Habe ich aber die meisten Folgen auch schon von gehört.

Fazit: Lasst den Fernseher aus und hört mehr Podcasts, wenn ihr nicht sowieso lest (was ihr solltet)!

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Right

Eigentlich sollte ich nicht schüchtern sein

Immer wieder denke ich mir: „Eigentlich geht das nicht! Ein Journalist darf eigentlich nicht schüchtern sein.“ Ich bin es aber hin und wieder, warum genau, habe ich noch nicht ganz rausgefunden. Es liegt an der Tagesform. Heute bin ich es.

Dumm nur, dass ich gerade heute Abend etwas aus erster Hand privat „recherchieren“ will. Ich feiere meinen Geburtstag am Wochenende und organisiere dafür ein Pubcrawl. Ob wir da mit einer größeren Gruppe noch überall unterkommen können, möchte ich wissen, und dazu noch ein paar Besonderheiten der jeweiligen Lokalität in Erfahrung bringen, um Fragen für das Quiz zu entwerfen.

Ich nehme tief Luft und marschiere rein.

  • Zum Kellner in Laden 1 bekomme ich auch kaum Augenkontakt hin, vergesse meine Fragen, sage aber dann doch klar und freundlich, was ich möchte. Er antwortet sehr nett, und wir plaudern ein wenig, während er am Tresen zapft. Am Ende sagt er: Ciao und bis Samstag!
  • Der Kellner in Laden 2 ist groß und wirkt abweisend – ist er aber überhaupt nicht, als ich zu ihm an den Tresen komme und ihn anspreche. Er hat einen spanischen Akzent, wirkt selbst etwas schüchtern, kommt schnell ins Plaudern, hat alle Zeit der Welt, sagt, dass seine Kneipe den besten [X] der Stadt hätte, von dem er mir gleich einen einschenkt. Ungefragt schaut er nach Reservierungen und sagt: Da bekämen wir noch die Ecke hinten frei. Dabei wollte ich eigentlich nur wissen, ob wir mit der großen Gruppe ein Kölsch im Stehen trinken könnten.
  • Der Kellner in Laden 3 hat wenig Zeit und kommt auch nicht zu mir rüber an den Tresen, sondern fragt aus drei Metern Entfernung, was ich will. Ich stelle mich gerade hin, schaue in seine Richtung und brülle dann halb durch den ganzen Laden, so dass alle Thekengäste es mitbekommen. Aber die anderen interessieren sich ohnehin nur für das gerade laufende Fußballspiel. Und der Kellner sagt so etwas wie: Kein Problem, irgendwo kriegen wir euch da kurz unter.
  • Die Kellnerin in Laden 4 flirtet mit mir. Zumindest kommt mir das immer so vor, wenn ich mit ihr rede. Dabei ist sie wohl einfach nur ein People Person, der anderen tief in die Augen blickt. Ich blicke zurück. Samstag sei schon recht voll, sagt sie. „Aber wir bekommen euch da schon unter.“ Als es um mögliche Quizfragen geht, weist ihre Freundin auf die hintere Wand: „Da hängt [X]“ – Ach wie cool! Das wird die Killerfrage werden!
  • Der Kellner in Laden 5 wirkt unsicher auf mich. Sagt, er sei eigentlich DJ und helfe hier nur aus. Zufällig legt er am Samstag auf. Ah, die Partyreihe, sage ich, die kenne ich, da wurde mir beim letzten Mal zu viel Pop gespielt. Was!? Könne gar nicht sein, sagt er, er spiele auch Rage. Es gäbe einen neuen Schnaps, den hätte er hier eingeführt, er hat ihn aus [X] mitgebracht, da käme er nämlich selbst her. Ein sehr nettes Gespräch.

Am Ende habe ich rund 30 Fragen gesammelt und zumindest drei echt gute Gespräche geführt, statt mir zu Hause Allerweltsfragen aus dem Internet zu suchen.

Heute gelernt: Die meisten Menschen reißen einem gar nicht den Kopf ab. Und Schüchternheit scheint auch andere zu betreffen. Ist vielleicht einfach so eine Gegenreaktion auf das Zeitalter der Überallundjederzeitkommunikation.

Man stellt sich Journalisten eigentlich immer irgendwie als Rampensäue vor. Aber schreiben die dann die besten Geschichten? Schüchtern sein heißt ja nicht, dass man nicht trotzdem Gespräche beginnen kann. Dann hört man halt mehr zu, lässt den anderen reden und bringt so einiges in Erfahrung. Also das, was als Journalist eh nicht schaden kann. Was heißt schon „eigentlich“.

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OK

AI: Why I Like the Hype

Gut, ich habe mit KI diese meine Geburtstagseinladung designen lassen. Witzig ist das schon. Und ungeheuer praktisch: Man stelle sich den Aufwand vor, selbst so einen Flyer entwerfen zu müssen oder gar für teuer Geld in Auftrag zu geben. Bilder erzeugen lassen war noch nie so einfach. Dass dies dann voller Fehler ist, mein Name immer falsch geschrieben und Copilot/GPT4.0 ums Verrecken nicht den eigentlichen Text mit den Eckdaten der Party auf das Bild drucken wollte… beinahe geschenkt. Ich kann es gut benutzen.

In der letzten Woche habe ich mich verstärkt einmal mit dem Thema KI befasst. Gefunden habe ich Tools, die…

  • Betreffzeilen von E-Mails selbst erstellen können
  • Aus Videos Text erstellen
  • Aus Text Social-Media-Posts generieren
  • Audio-Nachrichten transkribieren
  • Aus Texten Podcasts erstellen
  • Präsentationen erstellen lassen
  • Lange Inhalte zusammenfassen lassen
  • Marketing-Kampagnen entwerfen

Ich habe jetzt viele dieser Tools ausprobiert und bekomme ganz okayene Ergebnisse dabei heraus. Aber bisher war immer noch viel Nacharbeit nötig, oder ich konnte Dinge erstellen lassen, die ich selbst nicht kann, über die aber ein Profi auf dem Gebiet lachen würde. Der Content, den man so sieht und liest, wirkt schnell beliebig.

Es gibt seriöse und weniger seriöse Quellen zu dem Thema. Allerhand Newsletter – The Neuron etwa gefällt mir ganz gut – haben derzeit viel zu schreiben, weil Google Gemini 1.5 in den Startlöchern steht und sehr gut sein soll und ChatGPT-Anbieter OpenAI beeindruckende Demos der Text-to-Video-KI Sora vorgestellt hat. Aber auch weil Klagen laufen. Die KI bedient sich bei vorhandenem Material, das kann sie gar nicht anders. Und das hat irgendwer erstellt, selbst wenn es hinterher verfremdet ist. Drehbuchschreiber um Sarah Silverman etwa haben Meta und OpenAI verklagt. Und auch die New York Times hat Klagen wegen Urheberrechtsverletzungen gegen OpenAI und Microsoft angestrengt. Die Beispiele dürften Schule machen. Wer immer Content erstellt, wird es irgendwann nicht mehr einsehen, dass andere mit ihren leicht veränderten Werken Kasse machen.

Auf Instagram sind derweil vor allem die Jungunternehmer unterwegs, die von 10-, ach was, 100-fachen Skaleneffekten sprechen. Endlich keine lästigen Skripte mehr für Social-Media-Posts erstellen. Motto: Das Klickvieh frisst ja eh alles, am liebsten Einheitsbrei. Aber die Tools und ihre Ergebnisse gleichen sich: immer irgendwas mit Text zu… oder … zu Text. Es scheint vor allem solche Menschen zu begeistern, die nicht gerne schreiben. (Da gehöre ich bekanntlich nicht zu.) Schnell kommen diese jungen KI-Anbieter dann auch mit sehr großen, sehr weit geöffneten Händen. Wir sind die Tollsten, aber Kosten sind halt hoch, zahl bitte 50, 100 oder ruhig gleich 450 Euro (auch schon gesehen) pro Monat.

Ich will das gar nicht schlechtreden, was da gerade alles passiert. Ich mag diese Aufbruchstimmung irgendwie. Täglich gibt es gefühlt ein Dutzend neue, spannende Tools. Und man kann sich selbst dabei ausprobieren, ja neu erfinden. Ich habe nur das geniale Tool, das mich umhaut, noch nicht entdeckt. Oder bin hier eher auf der fast schon konservativen Seite unterwegs: Ich finde das mittlerweile schon ein paar Monate alte ChatGPT Voice ganz große Klasse und verstehe nicht, warum das noch kein Hardware-Anbieter in einen Sprachlautsprecher eingebaut hat. Es schlägt die Siris, Alexas und Google Assistants dieser Welt um Lichtjahre.

Trotzdem bin ich mir mittlerweile sicher, dass das, was wir gerade sehen, ein Hype ist, auf dessen Spitze wir gerade stehen. Large Language Models werden ganz sicher bleiben und die Zukunft mitbestimmen; 98 Prozent der Tools, die wir gerade sehen, aber nicht. Und auch zum großen Jobvernichter wird diese KI-Generation nicht werden. Dazu ist sie nicht gut genug. 💁🏻‍♂️

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OK

Huckleberry Finn

Huckleberry Finn von Mark Twain war das erste Buch auf meiner Literaturliste, das ich unbedingt lesen wollte. Es gilt als Twains Meisterwerk. Das Lesen hat dann zwar Spaß gemacht, war aber auch ein klein wenig anstrengend.

  • Gelesen habe ich auf Englisch. Twain lässt alle Charaktere in ihrem eigenen Slang sprechen, was das Lesen etwas schwierig macht.
  • Erzählt wird das Buch von seiner Hauptfigur, Huck Finn selbst. Weil der der Rechtschreibung zu der Zeit noch nicht so mächtig ist, lässt Twain ihn viele Fehler machen.
  • Twain selbst wird auf der ersten Seite genannt. An Anfang und Schluss erzählt der Erzähler außerdem vom Schreiben des Buches. Das sind für diese Zeit (veröffentlicht 1884) sehr frühe Elemente der Metafiktion, die eigentlich erst fast hundert Jahre später ihre große Zeit erlebte.
  • In die Reise des jungen Huck Finn auf einem Fl0ß den Mississippi hinunter, webt er in Form von Erlebnissen und Begegnungen geschickt viele Themen der da noch jungen amerikanischen Geschichte mit ein. Sklaverei, Unterdrückung, Emanzipation, Freiheit, Krieg, Mut, Solidarität und Existenzialismus.

Worum es geht? Huckleberry Finn ist ein Halbwaise, der den ärmlichen Verhältnissen bei seinem brutalen Vater entkommen will. Indem er seinen Tod vortäuscht, flieht er, trifft wenig später auf den entflohenen Sklaven Jim. Gemeinsam treiben sie auf einem Floß den Mississippi hinunter und erleben dabei allerhand Abenteuer mit dem Ziel, Jim in Sicherheit zu bringen.

„Huckleberry Finn“ ist die Fortsetzung von „Tom Sawyer“, was auch die Namen der beiden Hauptfiguren sind. Letzteres hat man vielleicht mal als Kind oder in der Schulzeit gelesen oder die TV-Serie dazu gesehen. Beides sind Jugendbücher und irgendwie auch Schelmenromane. Huck Finn fehlte noch auf meiner Liste.

Hat’s mir gefallen? Der Inhalt sehr, die Form: na ja, war mir zu gewöhnungsbedürftig.

Hat das jemand von euch gelesen, und wie fandet ihr’s?

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Hm

Gib doch zu, dass du traurig bist!

Wenn man zu einem Treffen mit Freunden oder Bekannten geht, geht man da schon nicht traurig hin. Selbst wenn man es gerade ist. Dann wird die Trauer überspielt, beiseite geschoben oder bekämpft, zur Not sagt man noch kurzfristig ab. Kopfschmerzen, Arbeit, keinen Babysitter gefunden. Nein, wenn man Freunde, selbst gute Freunde trifft, hat man da gefälligst guter oder zumindest neutraler Stimmung zu sein, so verlangt es das soziale Gesetzbuch.

Warum eigentlich?

Trauer ist doch eine ganz natürliche menschliche Reaktion. Jemand, den ich gerne mag, geht; am Tag geht einfach alles schief, ich verliere mein Portemonnaie, mit tut etwas weh, bin verzweifelt. Ergo bin ich traurig. Genauso wie ich lache, wenn ich etwas Lustiges höre, sehe oder daran denke. Trotzdem versuchen die meisten von uns, eine Stimmung des Fröhlichseins aufrecht zu erhalten. Möglichst immer und zu aller Zeit.

Ist ja auch erstrebenswert. Fröhliche Menschen sind erfolgreich in mehreren Bereichen des Lebens: Ehe, Freundschaft, Einkommen, Arbeitsleistung und Gesundheit. Das geht aus einer 2005 veröffentlichten Studie unter anderem von Sonja Lyubomirsky von der University of California hervor. Die Pychologie-Professorin lehrt seit Jahrzehnten, warum Glücklichsein wichtig ist, warum einige Menschen glücklicher sind als andere und wie man Menschen, die es heute noch nicht sind, morgen glücklich sein können.

Ist ja auch schön und richtig. Im Großen und Ganzen will man meistens glücklich und fröhlich sein. Das funktioniert aber nicht, wenn man Trauer nicht zulässt oder zum Weinen in den Keller geht. Man sollte Trauer auch öffentlich zeigen und zulassen können, ohne sich dafür zu schämen. Freunde sollten sich gegenseitig trösten. Ist ja nämlich auch nicht so, dass man dann länger oder für immer traurig ist.

Ich war heute Abend traurig. Sagen wir, von zwei Weggefährt:innen der letzten Jahren oder Monate musste ich mich in dieser Woche verabschieden. Warum weiß ich nicht, aber meine erste Reaktion darauf war: Lenk dich mit was ab, betrink dich zur Not, nimm LSD oder das heute quasi legalisierte Cannabis, mache Sport oder sei awesome nicht sad.

Habe ich heute nicht gemacht. Ich habe die Trauer zugelassen. Mich auf die Couch gelegt, drüber nachgedacht, was mich warum traurig gemacht hat und ein paar Tränen vergossen, mit Nicky, die sich zufällig gerade meldete, geteilt, was los war.

War gar kein so schlimmes Gefühl.

Und danach war es auch nur noch halb so schlimm.

Traurig sein, um fröhlich sein zu können. Ich glaube das geht. Wir sollten uns gegenseitig trösten. Wie auch immer das eigentlich noch mal ging. 😉

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Right

Carnevale

War ne tolle Idee zu versuchen, Karneval in diesem Jahr komplett zu überspringen, aber den Ort dabei nicht zu verlassen. Also den Ort, der neben dem größten Karnevel-Kneipen-Hotspot liegt und an dem am Rosenmontag der Zoch vorbeikütt. Selbst als die Karnevalsleeder unten schon dröhnten und die Leute zu hunderten herbeiströmten, dachte ich mir noch: Ich sitze das einfach aus.

Um dann immer unruhiger zu werden, immer öfter aus dem Fenster zu starren, mich zu fragen „Was mache ich hier eigentlich“ und gegen 1600 Uhr schließlich aufzugeben. Dann halt doch. Mal sehen, was passiert.

Ich pingte Felix an, grub im Keller meine Karnevalssammlung aus, legte notdürftig eine Perrücke, Sonnenbrille und einen Bademantel an und machte mich auf den Weg.

Aber auf der Ecke zeigte sich, dass sich die Straße nicht ohne Tanz würde überqueren lassen. An Clowns, Pappnasen und Cowgirls vorbei schunkelte ich mich auf die andere Straßenseite, wo eine Gruppe ein Fünfliterfass Kölsch mit Panzertape an einem Straßenschild angebracht hatte und kräftig daraus zapfte. Man bot mir eins an, aber ich hatte schon ein Wegbier in der Hand.

Durch den löchrigen Zoch zur Truhe geschlängelt, traf ich Felix und zwei seiner Mitstreiter, verkleidet als Magnum, Kellner und Pinguin. Wir kamen mit der Barbie neben uns ins Gespräch. Irgendwer organisierte Kaffeetassen und schenkte uns Sekt aus. Man warf mir eine Tafel Schogetten zu, Haribos, ein Quietscheentchen (habe ich behalten) und eine niedliche Schlange als Kuscheltier (schenkte ich dem kleinen Mädchen neben mir). Auch einen Stoffbeutel warf eine verkleidete Dame uns zu – keine Reaktion. Da hob sie es – zu unserer Entrüstung – wieder auf: „Nää, wenn ihr eusch nit bückt, nimm isch et widde met!“.

Drinnen schaukelten wir uns erst zu „Wir sin all nur Minsche“ warm. Bei „Do bess en Stadt“ auf Einladung unserer Nebensteher schon Arm im Arm in einer Siebenergruppe. Das FC-Kölle-Lied grölten wir wie immer mit alternativen Fußballvereinen mit: „Mir stonn ze dir, WERDER BREMEN“, „EINTRACHT FRANKFURT“ oder „FSV SALMROHR“. Später hielt ich ein überraschend tiefgehendes Gespräch über Berufe, Liebe und das Leben an sisch mit der etwa gleichaltrigen Dame neben mir.

Wenn ein Wildfremder beim passenden Lied gerade vorbeilief, etwa um sich zum Klo durchzuschlängeln, wurde er kurzfristig ermahnt, sich gefälligst kurz einzuhaken und mitschunkeln, so viel Zeit müsse sein. Irgendwann hatten wir fast alle Umstehenden schon etwas genauer kennengelernt und arbeiteten uns zu einem anderen Teil der Kneipe vor. Nach dem vierten Kölsch sprach ich einen lateinamerikanisch aussehenden jungen Mann neben mir an und sagte ihm, er erinnere mich an den Fußballer Claudio Pizarro. „Fast“, sagte der. Sein Cousin sei mit Pizarro zur Schule gegangen.

Gegen 2100 Uhr hatten wir dann auch genug. Wir verabschiedeten uns herzlich von allen Umstehenden, verabredeten uns fürs nächste Jahr erneut an selber Stelle (wohl wissend, dass daraus eher selten etwas wird), genehmigten uns noch etwas zu Essen unterwegs oder zuhause und gingen schlafen.

Und das war Karneval 2024.

Daraus gelernt:

  • Wie so oft: If you can’t beat them, go with them. Meist is‘ dann auch gar nicht so schlimm.
  • Es bricht das Eis. Du kannst mit beinahe jedem einfach drauflos quatschen. Etwas, was im Alltag ja so schwer ist.
  • Es fühlt sich danach wirklich an, als wäre der Winter vorbei. Bisschen gesungen, getanzt, geredet und die Wintergeister damit vertrieben.
  • Ebenfalls wie so oft: Keine Erwartungen, aber die werden übertroffen.
  • Lächeln hilft, Menschen kennenzulernen.
  • Es dauert ein wenig, bis das „Wintereis“ gebrochen ist und man die richtigen Worte findet.
  • Nit denke, schwaate!

Gut, aber der eine Tag hat mir dann auch gereicht.

*

Nawalny stirbt den Märtyrer-Tod. Kann man wohl nicht anders sagen. Er hätte 2021 (noch vor dem Ukraine-Krieg!) nicht nach Russland zurückkehren müssen, man warnte ihn sogar eindringlich davor. Aber er tat es trotzdem, wohl wissend, welches Schicksal ihm blühen würde.

Welches Schicksal ganz nebenbei auch jedem von uns blühen könnte, wenn dieser Despot in Moskau nicht gebremst wird. Militärexperten rechnen damit, dass Putin in fünf Jahren so weit sein könnte, die östlichsten Nato-Staaten anzugreifen. Und schaue ich mir an, wie viel wir hier diskutieren statt zu liefern (Waffen, Munition, um genau zu sein), sehe ich die Gefahr als real an. Zumal sich drüben in Amerika politisch nichts Gutes zusammenbraut.

Wir müssen handeln, schon um unser selbst Willen.

*

Wenig los hier in letzter Zeit. Ich versuche, das mal wieder etwas zu intensivieren. Vor allem möchte ich jetzt jedem Beitrag ein Bild voranstellen. Und sei es von KI erzeugt.

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Alright!

Abnehmen ist nichts für Weicheier

Seit Anfang Dezember habe ich auf jeden Fall drei, vielleicht auch schon knapp vier Kilo abgenommen. Das ist eigentlich ein ziemlich sensationelles Ergebnis, gemessen daran, dass gerade Winter ist und auch Weihnachten war. Trotzdem bin ich damit noch unter dem Soll, bin runter von knapp 83 auf jetzt knapp unter 80. Heute morgen zeigte die Waage sogar 78,9 an, aber ich hatte auch 24 Stunden lang nichts gegessen, dafür 4 Stunden Sport gemacht. Bis zu den geplanten 75 kg Ende März ist es trotzdem noch ein verdammt weiter Weg.

Anyway, wie habe ich das geschafft? Eigentlich ist es ganz „einfach“:

  • Motivation. Es läuft die Challenge mit Christian, der schon etwa gleich viel abgenommen hat.
  • Intervallfasten (16:8)
  • Kaum noch Alkohol (seit dem 1. Januar 3 Bier)
  • Deutlich weniger Süßigkeiten
  • Latent gesünderes Essen
  • Zeit verbringen mit Menschen, die selbst nur wenig essen
  • Vielviel Sport, meine größten Fatburner scheinen Radfahren den Berg hinauf und Bodypump im Fitnessstudio zu sein
  • Akzeptieren, dass Gewicht in Wellenbewegungen nachlässt, nicht linear. Realistisch ist etwas wie: heute 80,2, morgen 80,6, übermorgen 80,1. 79,9, 80,5, 80,2, 79,8. So in etwa.

Wenn du jetzt sagst: „What’s the news? Das sind doch alles altbekannte Abnehmtricks, die mache ich doch alle auch und ich nehme trotzdem nicht ab!“

Dann sage ich: Machst du das denn auch dauerhaft und konsequent? Denn das Durchhalten scheint mir das wichtigste zu sein. Und dass schnelle Erfolge nicht zu erwarten sind. Das Ganze dauert und verlangt einiges an Anstrengung. Abnehmen ist nichts für Weicheier.